Zertifikatstransparenz (Certificate Transparency, CT) ist eine Initiative von Google zur Protokollierung, Prüfung und Überwachung von Zertifikaten, die von Zertifizierungsstellen ausgestellt werden. Mit dieser Initiative soll verhindert werden, dass Zertifizierungsstellen ohne Wissen des Domäneninhabers Public-Key-Zertifikate (Zertifikate mit öffentlichem Schlüssel) für eine Domäne ausstellen. Zur Unterstützung von CT erfordert Google Chrome, dass alle Zertifizierungsstellen sämtliche SSL-Zertifikate mit Extended Validation (EV) in ein öffentlich prüfbares, nicht überschreibbares Verzeichnis eintragen, damit die grüne Adressleiste angezeigt wird. Nachfolgend finden Sie weitere Informationen zu dieser Änderung an SSL und dazu, wie Symantec seine Kunden bei dieser Umstellung unterstützen wird.
Erschwerung von Falschausstellungen
SSL-Zertifikate sind eine wichtige und zentrale Sicherheitskomponente in den Bereichen Online-Handel, Online-Banking und E-Mail. Ein SSL-Zertifikat hat zwei Hauptfunktionen:
- Es ermöglicht die verschlüsselte Datenübertragung zwischen Browser und Website, damit niemand die Informationen mitlesen kann, die ausgetauscht werden.
- Es stellt dem Benutzer vertrauenswürdige Identitätsangaben über die Website bereit.
Zertifizierungsstellen wie Symantec, die SSL-Zertifikate ausstellen, überprüfen diese Angaben in einem aufwendigen Verfahren. Dabei prüfen Sie sowohl die Angaben zum Unternehmen als auch seine Eigentumsrechte an der Website, bevor sie SSL-Zertifikate mit Unternehmensvalidierung (Organization Validation, OV) oder Extended Validation (EV) ausstellen. Allerdings sind nicht alle Zertifizierungsstellen gleich, weshalb es in der Vergangenheit vorgekommen ist, dass manche von ihnen unbefugten Antragstellern Zertifikate für bekannte Websites ausgestellt haben.
Die rechtzeitige Erkennung solcher Falschausstellungen ist bei der Verhinderung eines weiteren Missbrauchs betrügerisch erlangter Zertifikate sehr wichtig. Mit Certificate Transparency (CT) steht hierfür eine probate Methode zur Verfügung.
Funktionsweise von CT
CT beruht auf vier Säulen:
- Zertifizierungsstellen,
- Protokollierungsservern als öffentliches Repository für SSL-Zertifikate,
- Auditoren (Webbrowser oder jeder Client, der ein SSL-Zertifikat akzeptiert) und
- Überwachern.
Bevor eine teilnehmende Zertifizierungsstelle ein SSL-Zertifikat ausstellt, sendet sie sämtliche Informationen über dieses Zertifikat an mindestens einen Protokollierungsserver, der von der Zertifizierungsstelle und den Auditoren als vertrauenswürdig eingestuft wurde. Der Protokollierungsserver akzeptiert das Zertifikat und stellt der Zertifizierungsstelle eine kryptografisch gegen Manipulationen gesicherte eindeutige Verifizierung (Signed Certificate Timestamp, SCT) aus. Diesen Nachweis schließt die Zertifizierungsstelle bei der Ausstellung eines Zertifikats darin ein. Es gibt auch noch andere Möglichkeiten, diese Nachweise bereitzustellen. Darauf werden wir später in diesem Blog eingehen.
Das aktuelle TLS/SSL-System im Vergleich mit TLS/SSL mit CT
Wenn ein Browser eine SSL-geschützte Website aufruft, unterzieht er das SSL-Zertifikat zunächst verschiedenen branchendefinierten Prüfungen. CT sieht vor, dass Browser die Rolle eines Auditors übernehmen und auch die im Zertifikat enthaltenen SCT-Nachweise überprüfen. Die CT-Leitlinien geben Empfehlungen, wie viele Nachweise ein Zertifikat je nach Gültigkeitsdauer enthalten sollte. Ein Browser überprüft die SCT-Nachweise mithilfe der Protokollierungsserver, die von ihm als vertrauenswürdig eingestuft werden. Damit ein SCT-Nachweis als gültig akzeptiert wird, muss sich der öffentliche Schlüssel des ausstellenden Protokollierungsservers im CT Trust Store des Browsers befinden. Hierbei ist zu beachten, dass der Browser keine Echtzeitprüfung mit dem Protokollierungsserver vornimmt. Bis jetzt beabsichtigt nur Google Chrome die Unterstützung von CT. Die Rolle des Browsers bei CT besteht hauptsächlich darin, durchzusetzen, dass Zertifizierungsstellen veröffentlichen, welche Zertifikate sie ausstellen und den Zertifikaten Veröffentlichungsnachweise beifügen.
CT-Überwacher können von jedem entwickelt und implementiert werden, der regelmäßig Zertifikate prüfen will, die Protokollierungsservern neu hinzugefügt wurden. Hiermit wird bezweckt, dass durch die Überwachung der Protokollierungsserver für bestimmte Websites falsch ausgestellte Zertifikate erkannt werden können.
Außer durch die Einbettung in SSL-Zertifikate können SCT-Nachweise auch als TLS-Erweiterung oder per OCSP Stapling ausgeliefert werden. Für diese Verfahren müssen auf Webservern erweiterte Konfigurationen vorgenommen werden.
CT ist ein guter Ansatz dafür, sämtliche ausgestellten SSL-Zertifikate in mindestens einem öffentlichen Repository zur Verfügung zu stellen. Wenn eine Zertifizierungsstelle die von ihr ausgestellten SSL-Zertifikate nicht auf Protokollierungsservern veröffentlicht, können Browser entscheiden, wie sie mit einem solchen Zertifikat umgehen. Der ursprüngliche Vorschlag von Google sah vor, dass Chrome ab einem bestimmten Zeitpunkt im nächsten Frühjahr die Adressleiste im Browser für EV-Zertifikate ohne die erforderlichen CT-Nachweise nicht mehr grün anzeigt. Sicherlich könnte man, statt öffentliche Repositorys zu erstellen, auch sämtliche öffentlich zugänglichen Zertifikate überprüfen, um eine Falschausstellung zu erkennen. Allerdings wäre der Zeitaufwand hierfür wahrscheinlich wesentlich höher als für die Überprüfung der Veröffentlichungsnachweise, bevor ein Zertifikat akzeptiert wird. Daher besteht der inhärente Wert der CT in der Durchsetzung durch die Browser. Ohne einen großen und breit gefächerten Pool von CT-Auditoren wird CT nicht seinen vollen potenziellen Nutzen liefern. Außer Google Chrome hat bislang keiner der anderen großen Browser Pläne zur Unterstützung von CT veröffentlicht. Zudem müssten auch Desktop-Anwendungen, Mobilanwendungen und Webdienste, die Teil der SSL-Infrastruktur sind, an CT teilnehmen, damit sie wirklich effektiv wäre.
CT-Überwacher sind ein gutes Verfahren, mit dem sich falsche Ausstellungen deutlich schneller als mit einer Durchsuchung des gesamten Internets feststellen lassen. Allerdings hat nicht jeder Betreiber einer Website die erforderlichen Ressourcen, um solche Überwacher zu erstellen und auszuführen. Wahrscheinlich werden nur Großunternehmen solche Überwacher erstellen, um falsche Ausstellungen erkennen zu können.
CAA als Alternative?
Ein wichtiger Punkt ist, dass CT das Problem falsch ausgestellter Zertifikate nicht behebt, sondern nur die Erkennung solcher Zertifikate erleichtert. Es gibt andere Lösungen wie CAA, die das Problem auf andere Art und Weise angehen. Bei CAA gibt der Betreiber einer Website in den DNS-Einträgen an, welche Zertifizierungsstelle Zertifikate für seine Website ausstellen darf. Jede Zertifizierungsstelle, die CAA unterstützt, sollte vor der Ausstellung eines Zertifikats prüfen, ob eine solche Autorisierung vorliegt. Man kann dagegenhalten, dass dies nicht zwingend vorgeschrieben ist, aber wenn die Prüfung durch die Auditoren/Browser auf ähnliche Weise wie bei CT erfolgt, kann CAA die Ausstellung falscher Zertifikate effektiv verhindern.
Unterstützung von Symantec
Wenn Sie zu unseren Kunden zählen und bereits über EV SSL-Zertifikate verfügen, werden wir mit Ihnen Kontakt aufnehmen, um uns über Ihre Anforderungen bei der Datensicherheit interner EV SSL-Zertifikate zu informieren. Wir möchten sicherstellen, dass Ihre internen Daten intern bleiben und nicht in öffentlichen CT-Protokollen auftauchen. Externe EV SSL-Zertifikate werden bis Februar 2015 automatisch in den CT-Protokollen veröffentlicht, um sicherzustellen, dass die zugehörigen externen Websites in Chrome weiterhin mit einer grünen Adressleiste angezeigt werden. Bei zukünftigen EV SSL-Zertifikaten erfolgt die Veröffentlichung in den Protokollen optional. Wenn Sie hierüber mehr erfahren möchten, lesen Sie bitte den entsprechenden Artikel in unserer Online-Wissensdatenbank.
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